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Frugalismus als Familie

Aktualisiert: 13. Nov.

Frugalismus als Familie – geht das überhaupt? Als Paar sehr sparsam zu leben mag ja noch gehen, aber mit Kindern? Bereits in der Schwangerschaft geht es mit Kursen zur Geburtsvorbereitung los, dann folgt die Babyerstausstattung und wenn das Baby erst da ist kann man sich vor Ausgaben für Windeln, Pflegeprodukte, Kleidung, Spielsachen usw. gar nicht mehr retten. Und irgendwann folgen dann Hobbys, Freizeitaktivitäten und natürlich der Schulbedarf. Hier kann und will man nicht sparen, schließlich geht es ja um "das Wohl des Kindes", oder?


Frugalismus als Familie
Symbolbild: Kostenfreie Familienaktivitäten

Nicht nur wir leben mit unserer Tochter ein frugales Leben - auch andere Familien haben diesen Lebensstil für sich entdeckt. So zum Beispiel auch Hannah & Max von @familiemitgeld mit ihren Kindern. Als Eltern mit ein paar Jahren Erfahrung mehr, geben sie euch in diesem Gastbeitrag einen exklusiven Einblick in ihren Alltag als frugale Familie:


Marketing verstehen und durchschauen

Dass uns Eltern das Wohl unserer Kinder über Allem steht ist eine Tatsache, die sich der Handel gerne zu Nutzen macht. Überall wird geworben mit „besser“, „sicherer“, „einfacher“, man kann wirklich schnell den Eindruck bekommen, dass man viel Geld ausgeben muss, wenn man für seine Kinder das Beste möchte. Tatsächlich ist es aber so, dass viele günstige Produkte den teureren Markenprodukten in nichts nachstehen. Und leider ist es auch gar nicht selten so, dass die Produkte, die sehr teuer sind qualitativ sehr schlecht dastehen.


Was hier hilft? Vergleichen und unabhängige Testberichte lesen, anstatt sich blind von irgendwelchen Marketingversprechen locken zu lassen. Und sehr oft hilft auch einfach ausprobieren. Wir haben zum Beispiel einen wirklich hochwertigen Kinderwagen einer teuren Marke meiner Schwester günstig abkaufen können. Die Lenkung des Wagens und die allgemeine Wertigkeit sind wirklich top. Die Montage der Babyschale auf dem Wagen ist allerdings so unterirdisch, dass wir uns wirklich fragen, wie jemand über 1300€ für einen solchen Kinderwagen ausgeben kann. Unser günstige Zweitkinderwagen (für den wir gebraucht gerade mal 35€ bezahlt haben) ist zwar nicht ganz so wertig, die Montage der Babyschale dafür viel einfacher. Und auch wenn er nicht so wertig ist wie das teurere Modell – er hat bereits ein Kind vor uns überlebt und wird auch jetzt wohl nicht zusammenklappen. Wenn wir also einen Kinderwagen zum Neupreis kaufen MÜSSTEN, unsere Wahl wäre ganz klar.


Auch bei Pflegeprodukten und Nahrung für Kinder lässt sich super viel Geld sparen, wenn man nicht blind auf Markenartikel vertraut, sondern auch günstigen Produkten eine echte Chance gibt. Eine super hightech, extra auslaufsichere Windel mag zwar toll klingen, wenn eine günstigere Windel die Nacht aber genauso ohne Auslaufen übersteht, welchen Mehrwert bietet dann das teurere Modell wirklich?


Spielsachen über Spielsachen - wirklich notwendig?

Beim Thema Spielsachen orientieren wir uns an dem Leitsatz „weniger ist mehr“. Nicht, weil wir unseren Kindern nicht mehr gönnen würden oder weil es uns zu teuer ist (Spielsachen bekommt man gebraucht oft haufenweise geschenkt), sondern weil wir der Meinung sind (und das auch in vielen Studien belegt ist), dass zu viele Spielsachen zu einer Reizüberflutung führen und so die Entwicklung unserer Kinder negativ beeinflussen können. Außerdem finden unsere Kinder sowieso die Dinge, die wir Erwachsenen nutzen, viel interessanter als ihre Spielsachen.


"Alle Dinge dieser Welt können für Kinder Spielzeug sein. Spielzeug ist Objekt plus Fantasie. Um zu sagen, was die Fantasie besonders anregt, müsste man Qualitäten von Fantasie definieren."

Jens Junge in der Zeit

Geschenke - ein Thema für sich

Zu Geburtstag und Weihnachten dürfen Familie und Freunde sich bei Geschenken für die Kinder austoben. Von uns gibt es eine Silbermünze oder eine Einmalzahlung auf das Konto der Kinder. Wenn es etwas gibt, dass wir gebrauchen können, kommt das auf eine Wunschliste, sodass auch hier am Ende nicht zu viele Massen an Spielzeug zusammenkommen. So sparen wir uns Geld für Dinge, die wir wirklich brauchen (zu Weihnachten gab es z.B. Kinderbesteck und ein neues Bett für Leonie) und die 1-2 Spielsachen, die es darüber hinaus gibt werden von den Kindern ausgiebiger bespielt und bereiten damit mehr Freude, als es ein ganzer Spielzeugberg, der einfach nur überfordert, es könnte.


Sollten wir doch mal außerhalb von Geburtstag, Weihnachten, etc. Dinge brauchen, schauen wir immer, ob es diese Sachen vielleicht auch gebraucht gibt. Gerade bei Kindersachen ist der Gebrauchtmarkt echt riesig und es gibt fast alles fast neuwertig zu einem Bruchteil des Neupreises. Hier machen wir es uns zu Nutze, dass viele Eltern Dinge kaufen, bevor sie sie wirklich brauchen und diese dann ungenutzt günstig weiterverkaufen. Durch diese Lebensweise hat Leonie in ihrem 1. Lebensjahr kein Geld gekostet, sondern im Gegenteil sogar einiges gespart. Einen ausführlichen Beitrag mit genauen Zahlen findet ihr auf unserem Blog.


Ältere Kinder = Höhere Kosten?

„Okay, mit Baby/Kleinkind mag das ja vielleicht alles noch gehen, aber was macht ihr, wenn die Kinder älter werden? Irgendwann haben die Kinder doch auch höhere Ansprüche und spätestens dann wird es teuer.“ Ein bekanntes Vorurteil, welches uns immer mal wieder begegnet.


Hier können wir zwar noch nicht aus Erfahrung sprechen, weil unsere Kinder noch klein sind. Wir sind aber der Meinung, dass wir schon jetzt wichtige Grundlagen dafür legen, welchen Bezug unsere Kinder später zu Geld haben und welche Ansprüche sie entwickeln. Wir werden nicht die Eltern sein, die ihren Kindern Markenklamotten vorenthalten oder die als einzige dem Kind kein modernes Smartphone kaufen, weil es zu teuer und unnötig ist. Wir waren selbst jung und wissen wie es ist, wenn man „genauso cool“ sein will wie der beste Freund oder die Klassenkameraden. Außerdem sind wir der Meinung, dass unsere Kinder ab einem gewissen Alter selbst in der Lage sind, solche Dinge für sich zu entscheiden. Unsere Idee ist, dass unsere Kinder von Anfang an lernen, dass Geld endlich ist und das man sich entscheiden muss, welche Dinge man sich leistet und welche nicht. Sobald sie reif genug dafür sind (und das wird wohl dann der Fall sein, wenn auch die Ansprüche anfangen zu wachsen) werden sie ein Taschengeld bekommen und lernen, wie man damit haushaltet. Du möchtest die neue Barbie haben? Dann kauf sie dir gerne, das neue Kuscheltier geht dann aber eben nicht mehr.


Uns ist es wichtig, dass diese finanzielle Erziehung dabei so erfolgt, dass unsere Kinder selbst verstehen, was Geld bedeutet und sie nicht das Gefühl haben, dass wir als „böse Eltern“ ihnen irgendetwas nicht gönnen.


Finanzielle Bildung schon in jungen Jahren starten

Wenn ich auf meine Kindheit zurückblicke muss ich feststellen, dass ich viele Jahre lang dachte, dass alle Erwachsenen Geld haben und dass meine Eltern mir nur kein Geld geben, weil sie es nicht möchten und nicht, weil sie selbst schauen müssen, dass das Geld für die ganze Familie reicht. Es gab keine offene Kommunikation über Geld und erst, als ich meinen ersten Nebenjob aufnahm und das erste Mal lernte, dass Geld nicht auf Bäumen wächst, entwickelte ich langsam ein Bewusstsein dafür. Das möchten wir bei unseren Kindern anders machen. Wir wollen von Anfang an ehrlich mit ihnen über das Thema Geld sprechen und ihnen zeigen, dass es eine endliche Ressource ist und jede Ausgabe bedeutet, dass man an einer anderen Stelle verzichten oder Arbeit investieren muss, um mehr Geld zu erhalten.


Dann können sie selbst entscheiden, ob sie ihr Taschengeld dafür nutzen, sich ein neues Smartphone oder Markenschuhe zu kaufen, oder ob ihnen doch eine günstigere Variante reicht und sie sich dann zum Beispiel dafür direkt mit 18 Jahren ein Auto leisten können. Wir merken es oft, dass Eltern sich in der Pflicht fühlen ihren Kindern alles zu ermöglichen und zu kaufen. Das führt aber leider nicht dazu, dass diese Kinder glücklicher sind, sondern nur dazu, dass die Eltern dauerhaft finanziell unter Druck stehen und sich sofort schlecht fühlen, sollten sie bei materiellen Dingen nicht mit anderen mithalten können.


Frugalismus als Familie - Mehr Freiheit für alle

Wir konzentrieren uns lieber auf die Dinge, die uns wirklich wichtig und uns ihr Geld auch wert sind. So können wir uns alles leisten, was wir wirklich haben möchten und sparen ganz nebenbei eine Menge Geld, das es uns wiederum ermöglicht, uns noch viel größere Wünsche zu erfüllen. Für das Kind könnte es das Auto mit 18 sein, dass es sich leisten kann, weil es gebrauchte, anstatt neue Markenklamotten gekauft hat. Für uns ist es finanzielle Unabhängigkeit von unseren Angestelltenjobs. Nach nur 4 Jahren Vollzeitarbeit sind wir nämlich nicht mehr auf unsere Angestelltengehälter angewiesen, sondern genießen den Luxus, gemeinsam zu Hause zu sein und die Betreuung unserer Kinder gemeinsam zu übernehmen. Mit Leonie waren wir ein ganzes Jahr lang auf Reisen und wir sind der Meinung, dass diese gemeinsame Zeit und die damit verbundene ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Eltern ihr viel mehr bringt, als alle Spielzeuge es je könnten.

Die Gastautoren: Familie mit Geld

Hannah und Max von Familie mit Geld leben mit ihren Kindern in der Nähe von Frankfurt. Auf ihrer Website und ihrem Instagram teilen sie Inhalte zum Thema Finanzen für Familien. Hier gibt es Spartipps aus dem Familienalltag, Investitionsmöglichkeiten, kostenlose Vorlagen und vieles mehr. Wenn du die Finanzen deiner Familie in den Griff bekommen möchtest und lernen willst, wie du deine Kinder von klein auf an das Thema Finanzen heranführst, dann schau gerne auf www.familiemitgeld.de vorbei, oder folge ihnen auf Instagram: @familiemitgeld

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