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Vom Glück des Nichts-Kaufens

Aktualisiert: 23. Okt. 2023

Im Schnitt hat jeder von uns 8.000 bis 10.000 Dinge zuhause. Das sind gut 50 Mal mehr als es noch vor 150 Jahren der Fall war. Da hatte jeder durchschnittlich 180 Dinge. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir haben objektiv betrachtet eigentlich jeder mehr als genug!


Trotzdem sind stetiger Konsum und Konsumkäufe für uns alle Alltag. Ein durchschnittlicher deutscher Haushalt (Westdeutschland, Bruttoeinkommen 2600-3600€) gibt im Monat mehr als 800€ für Nicht-Lebensnotwendige Dinge aus.


Das sind aufs Jahr gerechnet knapp 10.000€!

Wir als Frugalisten leben da im monatlichen Durchschnitt auf einem deutlich schmaleren Fuß und haben tatsächlich nur ungefähr die Hälfte dessen an Konsumkosten, wie man anhand unserer Auswertungen aus unserem Haushaltsbuch aus dem Jahr 2021 sehen kann (Kategorien unterscheiden sich leicht, lassen sich aber trotzdem gut vergleichen):

Freizeit & Urlaub

184 €

Gaststätten

(Essen auswärts & Mittag im Büro)

53 €

Ausgaben Wohnung & Haushalt

76 €

Kleidung

66 €

Sonstiges

70€

Kommunikation (Handyverträge 2x8€)

16€

455€

Seitdem wir frugal leben haben wir uns aktiv für ein "Nichts-Kaufen" entschieden. Seitdem fühlen wir uns wesentlich leichter und gehen zufriedener und glücklicher durchs Leben. Die einfache Entscheidung des "Nichts-Kaufens" bringt uns tatsächlich mehr Zufriedenheit. Trotzdem überkommt auch uns manchmal dieser Drang: "Das brauchen wir auch!" Doch woher kommt eigentlich dieser stetige Drang zu denken, man muss konsumieren? Hier findest du drei bekannte Phänomene die uns alle zum Kauf & Konsum anregen:

Was ist die Lifestyle Inflation?

Je mehr Geld wir verdienen, desto mehr können wir uns kaufen. Und das nutzen wir aus, oft ohne uns selbst zu reflektieren. Das Geld ist ja schließlich da oder? Auch wenn dein altes Auto noch ohne jede Macke fährt denkst du trotzdem über ein Neues nach? Auch wenn wir uns in der 2-Zimmer Wohnung noch sehr wohl fühlen, könnten wir über einen Umzug in ein Haus oder in eine 4-Zimmer Wohnung mit Dachterasse nachdenken? Finanziell leisten könnten wir es uns. Das ist die Krux bei der Lifestyle - Inflation. Dadurch, dass wir mit dem Alter mehr Geld verdienen oder mehr Geld gespart haben, heißt das aber nicht unbedingt, dass wir dieses Geld auch ausgeben müssen. Als Frugalisten haben wir uns aktiv dafür entschieden unter unseren finanziellen Möglichkeiten zu leben und leben so immer noch mit einem Lebensstandard wie kurz nach dem Berufseinstieg. Das Geld, welches wir nicht für Konsumgüter ausgeben, fließt bei uns fast vollständig in unsere Sparpläne und arbeitet somit langfristig für uns im Depot. Einen anderen Teil sparen wir aktiv und legen es für "Urlaub & Freizeit" zur Seite.


Gesellschaftlicher & sozialer Druck:

Diesen Druck kennen auch wir nur zu gut: Vor allem wenn wir mit Freunden, der Familie oder Kolleg:innen unterwegs sind, die uns von xyz erzählen, was sie gerade brandneu zuhause haben. Uns treibt hier der tiefe Wunsch an dazuzugehören und auch Teil der Gruppe zu sein, die mit diesem Produkt leben. Natürlich kommt hier noch ein wesentlicher weiterer Faktor on top: Wir vertrauen diesen Personen und geben Produkt xyz somit einen deutlich höheren Stellenwert, als wenn wir etwas nur in der Fernsehwerbung sehen.


Im heutigen Zeitalter erleben wir diesen Druck allerdings nicht mehr nur durch Gespräche im Bekannten- oder Freundeskreis. Auch die sozialen Medien sind hier wesentliche Treiber, um ein Mangelerleben bei uns auszulösen und uns somit zu einem Kauf zu bewegen. Als ganz natürlich erleben wir mittlerweile, dass uns unsere Lieblingsinfluencer:innen Produkte empfehlen und dies als Werbung deklarieren. Hier finden wir einen fließenden Übergang von Produkten, die diese Person wirklich im Alltag nutzt und daher weiterempfiehlt und/oder Produkten, die sie ausschließlich im Rahmen dieser Kooperation bewirbt. Unser "Freundeskreis" erweitert sich somit auch auf die sozialen Medien. Alles was wir dort sehen gibt uns irgendwie das Gefühl "das brauche ich auch". Und so ertappst auch du dich sicherlich manchmal bei dem Gefühl, dass du dieses wunderschöne Stadthaus, mit Garten und großen Fenstern brauchst? Oder wenigstens das Shampoo der Influencerin? Vielleicht kommt man dann ja ein bisschen an das Lebensgefühl ran.


Psychologische Effekte

Ein weiterer Effekt ist der psychologische. Immer wenn du dir etwas neues kaufst erlebst du einen kurzen Glücks-Kick, einen kleinen Moment der Freude. Oft hält dieser intensive Moment aber nur ein paar Sekunden an. Trotzdem neigst du dazu, dir in sämtlichen Lebenslagen einzureden, dass du durch einen Kauf berechtigt bist, dir dieses kurze Glücksgefühl zu erkaufen. Sei es, wenn es dir schlecht geht und du dich selbst aufheitern möchtest. Oder du dich zum Beispiel nach einer schweren Prüfung selbst belohnen möchtest. Vielleicht möchtest du dir auch einfach mal selbst etwas gönnen, z.B. weil du gerade im Urlaub bist? Oder du dieses Jahr alle deine Ziele erreicht hast und du es dir somit verdient hast. Vielleicht wünscht du dir auch einfach eine Veränderung à la "Ich fühle mich in letzter Zeit so schlapp? Da muss eine Saftkur her!" All diese Gründe zu Konsum zu neigen, sind vollkommen verständlich und gesellschaftlich breit akzeptiert. Oft wird man sogar dafür gefeiert, wenn man sich etwas neues kauft.

Und doch - eines Tages haben wir für uns den Entschluss gefasst: Wir steigen aus!

Als wir uns im Jahr 2020 aktiv für einen frugalen Lebensstil entschieden haben, war unser erster Anspruch mehr Geld zu sparen. Also haben wir uns hingesetzt und rückwirkend ein Haushaltsbuch (hier gehts zur Vorlage) für die vergangenen drei Monate geführt. Schnell ist uns klar geworden, dass wir viel Geld für Kleidung und Deko ausgeben. Wer uns persönlich kennt mag nun vielleicht schmunzeln, denn ehrlich gesagt sind uns möglichst moderne oder hippe Kleidung sowie Deko herzlich egal. Und so war dies für uns der große Wendepunkt. Wir haben uns aktiv dagegen entschieden zu konsumieren. Seitdem sind wir freier im Denken und definieren Fülle für uns persönlich ganz anders. Du willst auch starten? Vielleicht hilft euch hier zu Beginn eine No-Buy-Challenge? Einfach mal 2 Wochen lang nichts kaufen (Lebensmittel natürlich ausgenommen). Probier es gerne mal aus! Um dir den Start zu erleichtern teilen wir hier mit dir noch unsere kleinen Alltagshelfer, um dem Konsumdruck aus dem Weg zu gehen:

  • Newsletter de-abonnieren: Schaue durch dein Email-Postfach und melde dich von allen Email Newslettern ab, die dich zu Käufen bewegen wollen. Oft ist das bei jedem Newsletter mit 1-2 Klicks getan.

  • Entfolge Influencer:innen: Sortiere bei dir in den sozialen Medien mal ordentlich durch und folge nur noch Profilen die du persönlich kennst oder die dich positiv motivieren und antreiben.

  • Setze dir Budgets: Mit einem klaren Budget pro Kategorie oder Spartopf sparst du eindeutig Geld, da du dich an dein persönliches Maximum hältst. Wir budgetieren beispielsweise digital.

  • Meide Innenstädte / Onlineshopping Seiten: Dir fällt es schwer nichts zu kaufen, wenn du bereits in der Stadt bist oder auf einer Onlineshopping Seite bist? Meide diese aktiv!


Im besten Fall gehst du vielleicht sogar kurz mit dir hart ins Gericht und fragst dich mal ganz bewusst warum du dir gerade Produkt xyz kaufen willst. Oder du rechnest mal nach wie viele Stunden du für diesen Artikel arbeiten musst. Oder du machst es wie wir und rechnest mal ganz bewusst aus, was aus diesem Betrag in deinem Depot an Vermögen wächst. Mit diesen kleinen Tricks bist du im Alltag deutlich weniger Konsumdruck-Situationen ausgesetzt und kaufst reflektierter ein. Die aktive Umsetzung liegt allerdings allein bei dir! Frage dich daher in Zukunft vor jedem Kauf: Brauche ich das wirklich?


 

Du interessierst dich ausführlicher für das Thema? Das folgende Buch können wir dir absolut empfehlen*:




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